Die Routine
Was für ein Gestank! Sowas ist mir während der Ausbildung nie passiert und ausgerechnet wenn es darauf ankommt schlägt es fehl. Die gelbe Farbe lies sich auch nur mühsam wieder von Haut und Kleidung entfernen. Aber der Reihe nach. Die Nacht war ruhig. Morgens wurde ich durch den Lärm der Holzfäller geweckt, die in Zweiergruppen zur Arbeit aufbrachen. Kurz darauf wurde es ziemlich laut im Wald. Das Schlagen der Bäume war für Rozi schmerzhaft, deshalb schickte ich sie weg. Heute Nacht würde sie sich hier einen kleinen Bau graben können, der den Lärm abhielt. Cart hatte die Idee, den Bären und potentiellen anderen Interessenten mit einer Falle weitere Besuche im Lager zu verleiden. Da er meine alchimistische Ausrüstung gesehen hate, fragte er mich, ob ich die Falle vielleicht mit einigen Geruchs-, Rauch- und Geräuscheffekten aufwerten könne. Ein Feuerwerk ohne Feuer sozusagen. Klar kann ich das. Dachte ich. Ich stimmte jedenfalls zu. Alchimie war ja eigentlich nie meine Leidenschaft gewesen aber die grundsätzlichen Formeln kannte ich gut. Also bereitete ich meine Tiegel und Töpfe aus, machte ein kleines Feuer und fing an die Zutaten vorzubereiten. Mise en place ist nicht nur in der guten Küche wichtig, sonder vor allem auch in der Alchimie. Hier kommt es oft auf ein ganz exaktes Timing an und alles muss bereitstehen. Allerdings ist ein Lagerplatz mitten im Wald kein Labor. Das merkte ich schnell. Eine wichtige Ingredienz stand nicht ganz fest auf dem Baumstamm, der mir als Labortisch diente und fiel auf den Boden. Damit war die ganze Arbeit zunichte, die Substanz reagierte nach wenigen Sekunden und fing fürchterlich an zu stinken. Zusätzlich entwickelte sich ein schwerer gelber Rauch, der alles in der Nähe bedeckte. Was für ein Gestank. Für meine empfindliche Nase war das grausam. Selbst die anderen beklagten sich, obwohl Menschen doch kaum einen erwähnenswerten Geruchsinn haben. Darf ich vorstellen, Tulpe die Meisteralchimistin bei Arbeit. Wenn das meine Lehererin sehen könnte. Wie peinlich, ich versank gedanklich im Boden. Der zweite Versuch war dann zum Glück erfolgreich. Cart gelang es, damit eine Falle am Bärenpfad zu bauen. Den Bären sahen wir nie wieder. Die Falle selbst war allerdings gelegentlich ausgelöst und wurde dann von Cart mit meiner Substanz nachgeladen. Ansonsten bildete sich sehr schnell eine gewisse Lagerroutine herraus. Zu den Holzfällern hatten wir praktisch keinen Kontakt. Avamys beeindruckte regelmäßig durch seine Trainingseinlagen, war sonst aber hauptsächlich damit beschäftigt sich um sein Pferd und seine Ausrüstung zu kümmern. Be prepared! Zumindest schuf er damit eine gewisse Atmosphäre der Sicherheit. Mit Cart zusammen, der eigentlich immer irgendwo unterwegs war, begleitete er oft die Holzfäller zum Waldrand. Nach der Bedeutung des Handsymbols, dessen Farbe er regelmäßig änderte, hatte ich immer noch nicht gefragt, aber wir hatten ja noch viele Wochen vor uns. Jacques streifte oft durch die nähere Umgebung und schnitzte Pfeile. Dabei sang er oft leise vor sich hin oder rezitierte seltsame Texte. Zwerg meditierte und betete viel und wenn nicht, war er schlecht gelaunt. Vermutlich hatte er sich das Ganze anders vorgestellt oder ihm schmeckte mein Essen nicht. Ich sollte an der Gewürzmischung arbeiten. Vielleicht hilft eine Brise Granitpulver. Meine eigenen Nachforschungen konnte ich ebenfalls ungestört nachgehen. Auf der Suche nach Kräutern und frischen Zutaten für die Küche machte ich mit Rozi ausgedehnte Wanderungen durch den Rotwald. Leider konnte ich keine Hinweise auf eine verlassene Gnomsiedlung finden. Immerhin blieben noch die Druiden, die sicher jeden Stein in diesem Wald kannten.
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