Der Direktor
Wir mussten nicht weit gehen bis wir das nächste Türpaar erreicht hatten. Wenn das jetzt so weiterging, Türen über Türen und Zombies über Zombies, würde es uns bald zermürbt haben. Aber wir hatten gerade mehrere Stunden gerastet, eine Kleinigkeit gegessen, Wunden geheilt und ich hatte natürlich meine Zauber aufgefrischt. Untote waren gegen die meine Illusionszauber natürlich immun. Deshalb hatte ich meine Auswahl angepasst. Allerdings hatte ich keinen super mächtigen Vernichtungszauber parat. In dieser Hinsicht musste ich mich auf die Zauberstäbe verlassen. Den Stärkeren der Beiden hielt ich deshalb gleich in der Hand. Die Rollen waren bereits gut verteilt. Cart und Zwerg untersuchten die Tür nach Fallen. Hören konnten wir auch nichts. Also öffnen und rein. Ein Labor. Welche Überraschung. Ich hatte mit weiteren Wohnräumen gerechnet. Ziemlich schnell stellte ich fest, dass es sich um ein sehr gut ausgestattetes und sehr aufgeräumtes Labor handelte. Auf den ersten Blick gab es hier für uns nichts Besonderes. Eine genauere Untersuchung speziell auch im Hinblick auf Magie, in einem Magielabor wohlgemerkt, brachte nach ein paar Minuten doch etwas hervor. Neben einer Streitaxt, einem Dolch und einem Helm, allesamt magisch, fand ich noch sechs Flaschen mit Zaubertränken. Beschriftet! Schlecht beschriftet, unsauber geschrieben und nur sehr schwer zu lesen, aber beschriftet. Da hatten wir also zweimal Bärenstärke, die nahmen sich Zwerg und Avamys. Die Katzenhafte Anmut wollte Jacques haben und die drei Flaschen Unsichtbarkeit gingen an Cart, Avamys und mich. Zwerg erhielt die Streitaxt. Er kämpfte zwar üblicherweise mit einem Hammer, aber er sagte, eine Axt sei kein Problem, weder für ihn noch für seinen Gott. Den Helm bekam Adalbert und den Dolch behielt ich selbst. Die Grundkenntnisse im Umgang mit einem Dolch als Nahkampfwaffe hatte ich zwar mal gelernt, trotzdem hoffte ich, ihn nie so einsetzen zu müssen. Aber wenn, dann sollte es besser ein Guter sein.
Ich warnte nochmal alle, dass wir nicht wussten, ob diese Gegenstände und Tränke nicht vielleicht nur eine magische Aura hatten und keine hilfreiche Wirkung oder schlimmer noch, verflucht waren. Das konnten wir nur mit intensiven und teuren Untersuchungen herausfinden oder durch ausprobieren. Da das Labor ansonsten nichts zu bieten hatte, wandten wir uns der anderen Tür zu. Türen waren mittlerweile Routine. Hinter dieser Tür war, wieder unerwartet, eine Küche. In gutem Zustand und aufgeräumt. Natürlich liegt hier überall Staub herum, aber für eine Akademie, deren Bewohner von einer Seuche dahingerafft wurden sieht alles sehr ordentlich aus. Für uns gab es hier allerdings nichts. Wobei so eine magischer Kochtopf mit immerheißer Erbsensuppe, das wäre schon was gewesen. Ich musste bei Gelegenheit mal darüber nachdenken. Außerdem würde ich mir eine Liste anlegen müssen, eine Liste mit Denk-Projekten. Wir folgten dem Gang ein weiteres kurzes Stück, vielleicht 40 Schritte, bis er sich enorm verbreiterte. Tatsächlich betraten wir eine kleine Halle an der Mitte einer Längsseite. Direkt gegenüber befand sich ein Tor, links und rechts jeweils ein schmaler Gang. Die Routine besagte links. Also links. Es war nur ein kurzer Gang. Am Ende dessen befand sich eine kreisrunde, reichlich verzierte, extrem stabil ausehende Tür mit drei kleinen Öffnungen. Vermutlich für Schlüssel. Es schien ein ähnliches Konzept wie in der Bank zu sein. Man benötigte mehrere Schlüssel, vielleicht von mehreren Personen, um die Tür zu öffnen. Drei Schlösser sind etwas viel. Bei einem hätte ich es mit Magie versucht, aber drei. Vielleicht würde es andere Möglichkeiten geben. Cart versuchte sich sofort an den Schlössern, musste aber kurz darauf zugeben, dass es sich hier um gute, sogar sehr gute Arbeit handelt. Aber aufgeben wollte er so schnell auch nicht. Wir anderen begutachteten in der Zwischenzeit den kleinen Gang gegenüber. Der war verschüttet. Das sah nach viel Arbeit aus. Zwerg meinte, bei Einsatz unserer gesamten Kräfte und pausenloser Arbeit könnten wir es in zwei bis drei Tagen schaffen den Gang vom Unrat zu befreien. Der spinnt. Pausenlos Steine schleppen. Nicht mit mir. Außerdem kann er gar nicht wissen, wie tief der Gang verschüttet ist. Vielleicht würde es Jahre dauern. Außerdem hatten wir noch eine letzte Option. Das Tor, das unserem Eingang gegenüberlag. Mittlerweile hatte auch Cart aufgegeben und gesellte sich wieder zu uns. Also, Routine. Suchen, hören, öffnen. Durch das Tor betraten wir einen dunklen Raum. Natürlich dunkel. Alles hier war dunkel, dafür hatten wir schließlich meine Laterne. Aber, direkt beim Betreten erhellte sich dieser Raum auf magische Weise. Die Überraschungen nahmen kein Ende. Er war oval, ähnlich groß wie die Halle davor aber halt ohne Ecken. Er war Schlafraum, Büro und Labor in einem, schien aber ansonsten leer zu sein. Anfangs. Nach kurzer Zeit sahen wir in der Mitte des Raumes eine durchscheinende Gestalt. Ein älterer Mann oder ein Geist? Interessanterweise wirkte die ganze Situation nicht bedrohlich. „Willkommen. Ich bin der Direktor“ hörten wir eine tiefe hohle Stimme sagen. „Seid Ihr Schüler oder Suchende?“
Ein Gedanke zu „Der Direktor“