Der Aufbruch
Endlich ist es vorbei. Ich gehöre jetzt, wie 8 andere auch, zu den Erwachsenen unserer kleinen Gemeinde. Ich dachte, die Feierlichkeiten hören nie auf. Aber jetzt habe ich es endlich geschafft. Noch drei Stunden bis zum Morgengrauen, dann breche ich auf. Gepackt ist schon alles. Meine Bücher und die ganzen Geschenke. Jeder meiner Lehrer hat mir ein persönliches Geschenk gemacht um mich auf der Reise zu unterstützen. Obwohl keiner versteht, dass ich gehen muss, am wenigsten meine Zieheltern. Aber ich passe wirklich nicht hierher. Alle Jungs in meinem Jahrgang sind kleiner als ich und dünn war ich schon als kleines Kind. Zusammen mit dem merkwürdigen Mal, dass mich zeichnet, war das Anlass genug mich Tulpenstengel zu nennen. Natürlich ist das die Übersetzung meines Namens in die Gemeinsprache. Aber da ich beschlossen habe, mein Tagebuch in dieser Sprache zu schreiben, ist es nur angemessen auch den Namen anzupassen. Schließlich beginnt heute mein neues Leben. Das Tagebuch ist ein Geschenk meiner Zieheltern, ich soll darin meine Erlebnisse aufschreiben. Es ist ein magisches Exemplar, ziemlich wertvoll. Mein Alchemie Lehrer hat mir eine kleine Sammlung an Werkzeugen geschenkt. Tiegel, Mörser, Fläschchen und eine Auswahl an wichtigen Elementen. Wer weiß, wozu es gut sein wird. Er sagt, ich sei begabt und soll seinem Namen Ehre machen. Notfalls kann ich mir damit meinen Lebensunterhalt verdienen. Dabei hat mir die Alchemie nie soviel Spaß gemacht wie das Arbeiten mit funkelnden Steinen. Das ist etwas ganz anderes. Jeder Stein hat eine Seele, die nur darauf wartet, entdeckt und befreit zu werden. Jedesmal wenn mir ein Stein besonders gelungen ist durchdringt mich ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit. Eine ganz eigene Art der Belohnung nach wirklich harter Arbeit. Die Meisterin sagte ich habe ein ganz besonderes Talent und hat mir ebenfalls einen Satz Werkzeug mitgegeben und drei unbearbeitete Steine. Ich soll lernen auf meiner Suche und zurückkommen um ihre Stelle einzunehmen, irgendwann, in ein paar Jahrzehnten. Ich glaube allerdings nicht, dass ich zurückkommen werde. Zu guter letzt hat mir der Meister der arkanen Künste ein Zauberbuch überreicht. Ich sei seine beste Schülerin, und das bedeutet schon was, so lange, wie er diese Stelle schon innehat. Tatsächlich bin ich die einzige in unserem Jahrgang, die bereits Zauber der zweiten Stufe gemeistert hat.
Jetzt überprüfe ich nochmal das Gepäck und ruhe noch eine Weile vor dem Aufbruch.
19 Gedanken zu „Der Aufbruch“